Ein Teleskop auf dem Balkon: Durch das Auge ins Herz

Mein Interesse an Raumfahrt und Astronomie war schon als Kind groß. Kurz nach Ende der Apollo-Missionen wurde ich geboren, gehöre also nicht zur Generation „Mondlandung“. Aber die Flüge der Space-Shuttles verfolgte ich akribisch und saugte alles über das Skylab, die Mir und die Internationale Raumstation ISS auf.

Ebenso bin ich in der Zeit spektakulären Bilder aus dem Weltall groß geworden. Die Voyager-Sonden zeigten die Gasplaneten des Sonnensystems zum ersten Mal in Großaufnahmen, die Mariner-10-Sonde lieferte Fotos der Wolkenstruktur der Venus, die Viking-Sonden gar Bilder direkt von der Oberfläche unseres roten Nachbarn Mars. Jahrzehnte danach setzte das Hubble-Teleskop dem Bilderrausch die Krone auf, faszinierende hochauflösende und gestochen scharfe ein Blicke ins Universum. Ich war und bin absolut fasziniert davon und bin schon jetzt über das James-Webb-Teleskop hocherfreut.

Und doch … in all den Jahrzehnten nutzte ich jeden Gelegenheit, durch das Okular eines Amateur-Teleskops zu schauen. Auch wenn sie in Qualität und Möglichkeiten den Weltraum-Teleskopen oder den großen Teleskopen auf der Erde nicht das Wasser reichen können — sie schaffen eine Unmittelbarkeit zum Weltall. Denn für mich ist es emotional ein Unterschied, den Weltall auf einem Blatt Papier oder einem Bildschirm anzuschauen, oder direkt mit meinem Auge durch ein Okular, mit einem überschaubaren Instrument, dessen Funktion ich zumindest einigermaßen verstehe.

Seit ein paar Wochen habe ich nun selbst die Möglichkeit dazu, daheim auf meinem Balkon. Ein runder Geburtstag verschaffte mir durch ein Geschenk lieber Freunde ein kleines finanzielles Polster und eine Motivation, mir ein kleines, aber brauchbares Einsteiger-Teleskop zu kaufen. Auch wenn sich der Kauf durch die Corona-Krise ewig verzögert hat. Große Nachfrage traf auf Lieferschwierigkeiten, am Ende habe ich die Komponenten gebraucht gekauft.

Ein Skywatcher Maksutov-Cassegrain 127/1500 auf einer EQ3-Montierung auf einem Balkon mitten inder Stadt.

So übe ich mich im Umgang mit einem Sky-Watcher Maksutov-Cassegrain mit 127 Millimeter Öffnung und einer Brennweite von 1500 Millimeter und einer EQ3-2-Montierung. Unter denkbar schwierigen Bedingungen mitten in der Stadt auf einem Balkon zur Straße hin und mit einer Pergola überdacht. Aber trotzdem hatte ich schon jetzt kosmische Freude daran. Hubble und James-Webb sind für Kopf und Seele, ein kleines Teleskopf für das Herz.

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